Eine Gruppe von Bibelforschern um Charles T. Russell (1852–1916) in Pennsylvanien (USA) beginnt, systematisch die Bibel und die Bedeutung des Jahres 1914 in der Prophetie zu studieren.
Sie organisieren für die Bekanntmachung der „neugelernten Wahrheiten“ eine religiöse, nicht kommerzielle Verlagsgesellschaft, die als Wachtturm-Gesellschaft (Watch Tower Society) bekannt wird und bringen später bibelerklärende Schriften auch in Deutsch heraus.
Die Zeitschrift Der Wachtturm (Watchtower, englisch seit 1879) erscheint in Deutsch und wird vom Bibelforscher-Literaturdepot in Berlin (von 1899–1901 in Bremen, ab 1902 in Elberfeld) versandt.
Im Laufe des Jahres wird in Elberfeld ein Büro der Watch Tower Society eröffnet. In Deutschland kommen Wachtturm-Leser an verschiedenen Orten zusammen, um die Bibel zu studieren. Sie organisieren „Klassen“ oder legen die Grundlage für spätere Versammlungen (Gemeinden).
Eröffnung des Zweigbüros („Bethel“) der Wachtturm-Gesellschaft in Elberfeld (von 1908–1923 in Barmen).
Erste „Hauptversammlung“ (Kongress) der Bibelforscher in Elberfeld.
Meyers Konversationslexikon beschreibt die Tätigkeit der Bibelforscher als „rege Propaganda“. Allein 1905 werden 21 Millionen Traktate mit dem Hinweis verbreitet, dass sie „für das Jahr 1914 das Tausendjährige Reich“ (Millennium Christi) erwarten.
Vorführungen des berühmten Photo-Dramas der Schöpfung in Berlin, Düsseldorf, Essen und an anderen Orten.
Die neutrale Haltung vieler Bibelforscher im 1. Weltkrieg haben staatliche Stellen veranlasst, die Großkirchen um Informationen zu bitten. Daraufhin beginnen sie, die angeblich „gefährliche Tätigkeit dieser Sekte“ zu beobachten.
Die Bibelforscher erkennen, dass 1914 nicht das „Ende“, sondern erst den „Anfang“ eines weltweiten Predigtwerks für Christus und seiner tausendjährigen Friedensregierung markiert.
Umzug des Zweigbüros nach Magdeburg. Nach der Errichtung einer modernen Druckerei beginnt dort das Drucken und Binden von biblischer Literatur im großen Stil.
Der Name „Jehovas Zeugen“ wird weltweit angenommen.
Beauftragte der „neuen Regierung“ sprechen mit Kirchenvertretern über die 25.000 Zeugen Jehovas in Deutschland, was dem Verbot ihrer Tätigkeit vorausgeht.
Mit zigtausend Telegrammen und Briefen an Hitler wird im In- und Ausland gegen die Verfolgung und die Einweisungen von Jehovas Zeugen in die frühen Konzentrationslager protestiert.
Die Ablehnung der Unterschrift unter eine „Verpflichtungserklärung“ zur Abschwörung ihres Glaubens lässt die inhaftierten Zeugen Jehovas in den Konzentrationslagern zum „besonderen Hassobjekt der SS“ werden.
Die reichsweite Verteilung eines Protestflugblatts (ebenso 1937) gehört zu den Aktionen, „wie sie keiner anderen illegalen Organisation gelangen“.
In den Konzentrationslagern kennzeichnet die SS Jehovas Zeugen, die keine unbedeutende Häftlingsgruppe darstellen, mit einem lila Häftlingswinkel.
Der Verfolgungsbericht in dem Buch „Kreuzzug gegen das Christentum“ und andere Veröffentlichungen machen auf die Gräuel der Nationalsozialisten aufmerksam.
Der Ausbruch des 2. Weltkriegs führt zu einer Verschärfung der Haftsituation und etlichen Todesurteilen für Kriegsdienstverweigerer.
Aufgrund des verstärkten wirtschaftlichen Einsatzes von KZ-Häftlingen werden viele Jehovas Zeugen in Arbeitskommandos zugeteilt, die ihnen das Überleben erleichtern. Dabei bewahren sie weiterhin ihre Neutralität und bleiben ihrem Glauben kompromisslos treu.